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Officina Maltoni

Wieder Urlaub, wieder Italien und natürlich möchte ich auch dieses Mal die Möglichkeit nutzen, im Espressoland ein Quantum mehr über die Herstellung und Technik zu erfahren. Point of interest ist bereits in Gießen festgelegt.




Acht Tage Urlaub in Rimini. Von dort aus fahre ich nach Westen. Straßenbelag, wie ein schlechter Kaffeepuck, voll durchlöchert und uneben. Der Hinweis des Straßenschildes, dass diese Art der Beschädigungen, noch 1 km dauert, dürfte sich auf den gesamten Weg ausweiten. Doch die Aussicht: sensationell!




  1. Es geht durch mehrere Dörfer, verlassene Häuser, alte Fabriken bis ich schließlich mein Ziel erreiche: OFFICINA MALTONI.




  1. Der größte Sammler, Restaurator von historischen Espressomaschinen und Gründer des MUMAC Kaffeemaschinenmuseums arbeitet und lebt nicht irgendwo in Mailand, Venedig oder Rom, sondern in Novafeltria. Kurz gesagt: große Menschen benötigen keine großen Straßen! Tür steht offen, ich klopfe und gehe rein.

  1. Große Halle in der Mitte durch Hochregal geteilt und zwei Männer: im blauen Poloshirts Enrico Maltoni, der Gründer und Inhaber von Officina Maltoni, links hinter der Werkbank, Matteo - Techniker. Ich werde begrüßt und sofort gefragt: Caffè? Meine Antwort wie immer: Si!



  1. Siebträger wird gefüllt und eingespannt, Hebel runter, wenige Sekunden gewartet und durch einen kurzen Stoß wieder in die Ausgangsposition gebracht. Aus einer noch gehäuselosen Faema fließt sehr zäh und sämig der gewünschte Wachmacher.



  1. Mit einem Becher in der Hand erzähle ich Enrico, wer ich bin und was ich mache. 

Daraufhin beginnt er, mir zu zeigen, welche Maschinen er gerade fertiggestellt hat und welche Auswirkungen die Pandemie auf sein Geschäft hat.







  1. Mir war es bekannt, dass im Hause Maltoni enorm viel Wert auf Originalität gelegt wird und dies bei so manchen Restaurationen zu Schwierigkeiten führte, da es besonders bei Gehäuseteilen, Drehknöpfen und Manometer kaum Ersatzteile gibt. 





  1. Wege, um an diese Ersatzteile ranzukommen, verlangen Geduld, ein üppiges Portemonnaie und jede Menge Glück. Doch das Glück scheint meistens mit Enrico zu sein. Und wenn das mal ausbleibt, besitzt er diverse technische Zeichnungen anhand dessen er die Teile einfach selbst anfertigt.







  1. Alle Geräte, die Enrico und seine Mitarbeiter restaurieren, werden sorgfältig zerlegt, gereinigt, entkalkt, neu abgedichtet, verchromt und mehrere Tage lang getestet. Sowie zum Beispiel auch die Faema, aus der ich den Espresso getrunken habe.



  1. Nach einer viel zu schnell beendeten Zeitreise gleichzeitig in die 40er, 50er, 60er und 70er Jahre der Espressomaschinengeschichte und jede Menge beantworteten Fragen trat ich glücklich und voller Tatendrang die Rückreise über den “holprigen” Weg nach Rimini an - zurück zu meiner Familie und an den Strand. Zurück in den Urlaub!